Die heutige, moderne Schwelanlage in der Steinölbrennerei im Bächental ist das Ergebnis von über 110 Jahren Verbesserungen und Innovationen im Bereich der Steinölgewinnung.
Martin Albrecht sen. begann 1902 am Fuße des Seebergs, dem westlichen Ufer des Achensees, mit der Produktion des TIROLER STEINÖLs. Die damals genutzte Schwelmethode war landläufig als „Tiegelschwelung“ bekannt. Dieses Verfahren wurde schon seit dem frühen 13 Jahrhundert angewandt um Steinöl zu gewinnen. Bei dieser Methode wurde ein Metall oder Graphitgefäß mit Ölschiefer gefüllt, mit einem gelochten Deckel verschlossen und mit der Öffnung nach unten auf ein Loch im Boden gestellt. Nun wurde rund um den Tiegel ein Holzfeuer entfacht, welches nun den innenliegenden Ölschiefer erhitzte. Das Loch im Boden enthielt ein eingegrabenes Röhrensystem, welches zur Abkühlung der Schwelgase und der daraus resultierenden Kondensation führte – Die Entstehung des Steinöls.
Mit der Wiedererrichtung der Steinölbrennerei im Bächental nach dem Brand im Jahre 1917 wurde auch das Schwelverfahren optimiert. So ersetzte man die bis dahin verwendeten Schweltiegel durch einen sogenannten Retortenofen, welcher ebenfalls mit Holz beheizt wurde. Die mit Ölschiefer gefüllten Retortenkörbe, konnten so abwechselnd in den bereits heißen Ofen eingesetzt und auch im heißen Zustand schnell ausgewechselt werden. Dies bedeutete wesentlich weniger Stillstandszeit und eine Steigerung der Produktivität. Da aber nach einigen Jahren fast alle Bäume im Umkreis der Steinölbrennerei zur Befeuerung der Öfen gefällt worden waren, stieg der Aufwand für den Brennholztransport stetig.
So erlebte dieses Schwelverfahren, welches von Martin Albrecht sen. angewandt und von seinen Söhnen Martin, Ernst und Sepp mehrfach verbessert wurde, im Jahre 1960 eine tiefgreifende Umstellung. Der Ölschiefer wurde nicht mehr, wie früher mit Holz beheizt, sondern schwelte selbst und ohne externe Energiezufuhr. Diese Umstellung war auch nötig, da alle Bäume im Umkreis der Steinölbrennerei zur Steinölgewinnung gefällt worden waren und die Transportwege auch immer länger wurden. Auch wenn das Schwelverfahren (siehe Kapitel „Die Neuzeit“) den großen Vorteil bot, dass der Ölschiefer selbst schwelte, lag hier doch auch zugleich der schwerwiegendste Nachteil. Die wertvollen Schwelgase, aus denen das TIROLER STEINÖL entsteht, dienten auch der Energieversorgung des Schwelvorganges. Der Wirkungsgrad der so seit 1960 betriebenen Schachtöfen lag deshalb nur bei ca. 50% im Vergleich zu früheren Verfahren.
Mitte der 80er Jahre begannen die Nachkommen der Albrecht Brüder Hermann, Günther und Alexander – die 3. Generation, welche seit 1987 das Familienunternehmen ihrer Väter weiterführen, bereits Versuche mit neuen Technologien für die TIROLER STEINÖL Erzeugung durchzuführen. In den folgenden Jahrzehnten wurden Schwelversuche mit namhaften deutschen Ofenherstellern und Zusammenarbeiten mit Universitäten gemacht, immer mit dem einen Ziel: den Wirkungsgrad des Schwelvorganges ohne Qualitätseinbußen zu verbessern. Denn, das Ölschiefervorkommen im Bächental ist zwar mit geschätzten 7 Millionen Tonnen sehr mächtig, allerdings muss man bedenken, dass ein Großteil dieses Vorkommens sehr schwer oder mit den zur Verfügung stehenden Mitteln gar nicht erreicht werden kann. So waren sie bemüht, diesen kostbaren Rohstoff so effektiv wie möglich zu nutzen und nicht die Hälfte bei der Produktion zu „verheizen“.
Nun war es so weit, die Versuchsergebnisse waren ausgewertet, und die Planungen (in Zusammenarbeit mit einem tiroler Ingenieurbüro) für eine neue Art der Steinölproduktion abgeschlossen. Im Sommer 2006 begannen die Bauarbeiten im Bächental um die neue Schwelanlage zu realisieren. Da es sich hierbei um eine Pilotanlage handelte und niemand mit Gewissheit sagen konnte, ob diese Schwelanlage auch wirklich problemlos funktionieren würde, hatte der Erhalt der alten Steinölbrennerei mitsamt des bewährten Schwelofens oberste Priorität. Im Spätherbst wurde die neue Schwelanlage im Großen und Ganzen fertiggestellt. Mit einigen Provisorien konnten dann Anfang Dezember 2006 die ersten Schwelversuche durchgeführt werden. In diesen ersten Tests hat sich gezeigt, dass das Konzept funktioniert. Dann, im darauffolgenden Frühjahr wurden die letzten Feinarbeiten abgeschlossen und die Schwelsaison 2007 mit der neuen Schwelanlage konnte beginnen.
Der neue Schwelofen wurde damals mit Flüssiggas betrieben, da es zu diesem Zeitpunkt keine andere Möglichkeit zur Energieversorgung im Bächental gab. Der mit dem kleinen Wasserkraftwerk vor Ort erzeugte Strom reichte gerade aus, um die aufwändige Steuerungstechnik und den Gasbrenner zu versorgen. Mit der neuen Schwelanlage hielt auch die digitale Computertechnik in die analoge Steinölbrennerei Einzug. Alle Schwelungen und Prozessdaten der TIROLER STEINÖL Prodiktion werden seither im 10s Takt aufgezeichnet und archiviert. So ist die Rückverfolgbarkeit der Produktion lückenlos möglich. Auch der Schwelprozess wird auf Grundlage der gesammelten Daten laufend verbessert, was die Qualitätskontrolle sehr erleichtert und die gleichbleibend hohe Qualität des Rohstoffes TIROLER STEINÖL als auch der TIROLER STEINÖL Produkte gewährleistet.