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Die Seilbahn

Nach der „Verstopfung“ der Rohrleitung war Eile geboten, wollte man das Öl nicht wieder mühsam mit der „Kraxn“ auf das Joch schleppen müssen. Die Zeit war reif für eine Materialseilbahn, dachten sich die Bächentaler. Und als zufällig einzelne Litzen eines alten Drahtseils der Innsbrucker Hafelekar-Nordkettenbahn in der Zeitung angeboten wurden, dauerte es nicht lange, bis die selbst gebaute Materialseilbahn die 200-Liter-Steinölfässer mühelos den Berg hinauf beförderte.

Nun waren die vier Brüder nicht mehr zu halten. Jetzt sollte auch noch eine 3,5 Kilometer lange, doppelspurige Materialseilbahn vom Unterautal auf das Gröbner Joch gebaut werden. Gesagt, getan! Die Brüder fällten genügend Lärchen, um unter Anleitung eines Zillertaler Zimmermanns acht Stützen zu errichten, die höchste davon sage und schreibe 14 Meter hoch. In mühevoller Handarbeit gruben sie mit Pickel und Schaufel im Unterautal einen fünf Meter tiefen Schacht, in dem ein tonnenschweres Gewicht das Tragseil spannte. Wie Akrobaten kletterten die Albrechts Jahr für Jahr mit Pinsel und Farbeimer über die hölzernen Stützen, um sie mit einem übel riechenden Holzschutzmittel wetterfest zu machen.

Als dann am 28. August 1946 in dieser gottverlassenen Gegend, wo der Enzian blüht und sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, plötzlich eine seltsame Lichterscheinung durch die stockdunkle Finsternis hinauf zum Gröbner Joch schwebte, glaubten die „Almerer“ (Senner und Hirten) wieder an Gespenster, wie damals beim „brennenden Stein“: Anlässlich der Jungfernfahrt ihrer Seilbahn vom Unterautal zur Bergstation hatten die stolzen Erbauer nämlich eine brennende Stalllaterne auf die Holzkastenpritsche gehängt. (Später kam noch eine 4-Personen-Kabine dazu, beide mit Dieselmotor). Nun mussten die am Gröbner Joch mit Rohöl befüllten 200-Liter-Fässer im Winter nicht mehr in halsbrecherischer Fahrt – oft durch tiefen Schnee – auf Transportschlitten ins Unterautal gebracht werden.

Auch die Versorgung der Brennerei im Bächental mit Gebrauchsgütern und technischen Geräten gestaltete sich – abgesehen von den oft lebensgefährlichen Reparaturarbeiten in luftiger Höhe durch die Gebrüder Albrecht – nun problemlos. Seit der Einstellung der Seilbahn im Jahre 1972 – nach 26 Betriebsjahren – verkehren während des Brennereibetriebes von Mai bis Oktober Kleinlastwagen zwischen der Brennerei im Bächental und der Veredelungsanlage in Jenbach. Möglich wurde dies durch eine von den Österreichischen Bundesforsten und der Bayerischen Staatsforstverwaltung mit Unterstützung der Steinölbrenner und der Almbauern errichtete nicht öffentliche Straße, die 17 Kilometer durch unberührte Wälder bis nach Fall zum Sylvenstein-Speichersee und weiter zur Bundesstraße ins Achental führt.

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